Es ist für mich immer wieder erstaunlich, welche Wirkung von gewissen Aktionen ausgeht.

Die ganze Debatte und das unrühmliche Finale dieses Falles zeigt, wie problematisch mittlerweile Ursache und Wirkung miteinander verwoben sind.

 

Ursache oder Wirkung

Stellen Sie sich als Repräsentant eines Unternehmens einmal vor, Sie zeigen sich mit dem CEO eines am Markt brutal agierenden Wettbewerbers auf einem Foto in der Sportberichterstattung der überregionalen Zeitung. Sie haben der Veröffentlichung zugestimmt, denn es ist ein gelungenes, fröhliches Bild im Vereinsheim.

Stellen Sie sich weiter vor, Sie wissen von dessen diskussionswürdigen Vorgehensweisen, die vielerorts bereits aufgefallen sind und von Verbänden und Wettbewerbshütern verurteilt wurden.

Und nun stehen Sie mit Ihren Kollegen auf der nächsten Messe und wollen das “eigene” Produkt an den Mann bringen…

 

Es spielt doch jetzt keine Rolle mehr, dass der CEO ein Sportkollege ist, den Sie im gemeinsamen Verein fast täglich treffen und das Bild, dass kursiert auch dort entstanden ist.

Es spielt doch jetzt keine Rolle mehr, dass Sie mit diesem Foto keineswegs ein Statement abgeben wollten, oder für ihn und sein Unternehmen oder seine Produkte werben wollten.

 

Die Kunden-Wahrnehmung

Es spielt nur die Wahrnehmung der (potentiellen) Kunden eine Rolle – und die dürften zumindest irritiert sein.

Welche Auswirkungen haben diese Irritationen auf Sie, Ihren eigenen, ganz persönlichen Erfolg, auf das Unternehmen, für das Sie arbeiten, für dessen Erfolg, für den Erfolg Ihrer Kollegen, für den Erfolg der gerade gestarteten Messe, für die Ihr Arbeitgeber Unmengen an Geld, Zeit und Ressourcen investiert und damit große Hoffnungen verknüpft hat?
Welche Auswirkungen haben diese Irritationen auf den Wettbewerber, auf den CEO, auf dessen Produkte und dessen Erfolge? Ohne dass der CEO sich die Fröhlichhkeit des Fotos selbst Zunutze macht und es auf seiner Homepage postet, erzielt der Artikel in der Zeitung eine enorme Wirkung.

Eine Wirkung, die schwierig einschätzbar ist.

 

Die falschen Rückschlüsse

Meines Erachtens zieht so mancher aus der “Affäre Özil” die falschen oder zumindest sehr unglückliche Schlüsse: Es geht um Rassismus.

Das ist m. E. zu einfach und zu kurz gedacht.

Denn was ist hier Ursache und was Wirkung? Ursache = Herkunft oder Rassismus-Debatte oder Wahlkampf oder Foto? Wirkung = Foto oder Rassismus-Diskussion? Wer mag das korrekt einzuschätzen?

Was war gezielte Handlung und was war Blindheit oder Naivität?

Auch das fragt sich mancher: Sind die jetzt vorgebrachten Vorwürfe aus der Richtung des Rassismusses an die DFB-Adresse nur Rauchnebelbomben um vom sportlichen Desaster oder der evtl. vorhandenen Erdogan-Sympathie abzulenken?

Wir werden es vermutlich nie erfahren.

 

Vorsicht geboten!

Um nicht ins Detail zu gehen und den Faden nicht zu verlieren: Es ist Vorsicht geboten! Vorsicht mit dem Umgang mit Menschen und mit dem Umgang mit Themen, die das potential der eskalierenden Irritation in sich tragen können. Als Vertriebler habe ich es immer vermieden mit potentiellen Neukunden über Politik oder Sport zu reden. Meine eigene persönliche Meinung zum Wetter war noch ok – aber ansonsten übte ich mich in starker Zurückhaltung.

Denn das bereitstehende Fettnäpchen ist schnell zu nahe und zu schnell steht man mitten drin. Und dann ist das Kind im Brunnen und es dort wieder heraus zu holen ist vermutlich in einer noch ungefestigten Beziehungskiste schier unmöglich.

Gerade in den heutigen Zeiten von social media, twitter und Co sollte man es sich also (mindestens) zweimal überlegen, was man in welchem Zusammenhang postet, twittert, retwittert oder an die Presse weiter gibt.

Zu schnell werden falsche Rückschlüsse gezogen aufgrund der unterschiedlichsten Wahrnehmungen, die jede Handlung zwangsläufig nach sich zieht.

Insbesondere wenn man sich mit politischen Personen der Öffentlichkeit ablichten lässt oder mit dem Rivalen im harten industriellen Wettbewerb. Es kann falsch verstanden werden und das muss nicht unbedingt zum Vorteil passieren. Wenn Ihr Kunde es falsch versteht, haben Sie am Ende nichts zu lachen… im worst case bedeutet das: Kein Auftrag und schlechte Stimmung und eine negative Mund-zu-Mund-Propaganda.

Deshalb: Geben Sie auf sich acht. Denn so mancher Knoten bleibt ungelöst und tut ewig weh…

 

Quellen:

Mesut Özil: Presse – „Rücktritt wegen Rassismus. Was ist los mit diesem Land?“ – WELT

Web.de: Pressestimmen zum Rücktritt von M. Özil